Wilhlelm Leibl (1844-1900) selfportrait, 1871
Wilhelm Leibl
(1844 Koeln - 1900 Wuerzburg)
Biografie
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Wilhelm Leibl war das fuenfte Kind des aus altbayerischer Familie stammenden Koelner Domkapellenmeister Karl Leibl. Nach der Schulzeit wurde er trotz der deutlich erkennbaren Begabung zunaechst einem Schlossermeister in die Lehre gegeben; erst 1860 war der Vater mit der Kuenstlerlaufbahn des Sohnes einverstanden.  Die erste Ausbildung erhielt er bei Hermann Becker in Koeln.  Seit 1864 studierte er an der Muenchner Akademie bei Philip von Holtz, Alexander Straehuber und Hermann Anschuetz.  Als Schueler von Arthur von Ramberg gelangte er bereits zur vollkommenen Beherrschung  der koloristichen Komponente der Farbe.  Seine Vorbilder waren van Dyck und Holbein.  1869 bezog er zusammen mit Alt, Hirth und Sperl das erste eigene Atelier in der Arcisstrasse.  Schon zu dieser Zeit entstanden Werke, die zwar seine kuenftige Meisterschaft ahnen liessen, die aber dennoch geteilte Aufnahme fanden.  In Duesseldorf wurde der damals 25jaehrige als "Malerkoenig" gefeiert und mit einer Goldmedaille ausgezeichnet, in Muenchen dagegen stiess er auf die Kritik Boecklings, der die realistische Wiedergabe der unverfaelschten Natur als "unkuenstlerisch" ablehnte. Zu seinem engeren Freundeskreis zaehlten damals Johann Sperl, Karl Hagemeister, Wilhelm Truebner, Carl Schuch, Hans Thoma und Rudolf Hirth.  Die Begegnung mit Courbet, dessen Bilder er 1869 in Muenchen mit Begeisterung aufnahm, veranlasste ihn, nach Paris zu uebersiedeln, wo seine Kunst uebrigensd mehr geschaetzt wurde als in Muenchen.  Trotz des nur kurzen Aufenthalts - der Deutsch-Franzoesische Krieg trieb ihn wieder nach Muenchen zurueck -lassen die Bilder aus dieser und der darauf folgenden Zeit einen nachhaltigen Einfluss Courbets erkennen.  Seine nun fast vollendete und wohl von keinem Zeitgenossen erreichte Maltechnik brachte ihm zwar Anerkennung ein, zugleich aber auch den Neid anderer Kuenstler.

Er verliess Muenchen und suchte die abgeschiedene Stille laendlicher Gegenden.  Nach einem zweijaehrigen Aufenthalt in Grasslfing im Dachauer Moos -in dieser Zeit entstanden seine Radierungen- ging er 1875 nach Unterschondorf am Ammersee. Noch immer um aeusserste Naturtreue bemueht, wandte er sich den Themen des baeuerlichen Lebens zu.  Das Scheitern der vermutlich einzigen ernsthaften Beziehung zu einer Frau liess ihn 1878 beinahe fluchtartig den Ort verlassen.  Die nun folgende Zeit verbrachte er im Aiblinger Land; von 1878 bis 1881 in Berbling, von 1881 bis 1892 in Aibling und von 1892 bis zu seinem Tode in Kutterling.  In dieser reifsten Schaffenszeit tritt das Malerische gegenueber der sachlichen Korrektheit staerker hervor, ohne dass dabei die Stimmung tragenden Einzelheiten an Bedeutung und Praegnanz verlieren.  Die Wirkung des Lichts kommt voll zur Geltung, ein schier unerschoepflicher Reichtum an Empfindungswerten wird wie selbstverstaendlich durch Modellierung der Malschicht zum Ausdruck gebracht.  Die Ernennung zum Professor im Jahre 1892 setzte zwar in seinem immerwaehrenden Kampf um Anerkennung einen Markstein; aber die Kritik um seine Kunst war noch nicht verstummt: es fehlte ihm an Kompositionsgabe!  Bereits 1891 hatte er seinen engsten Freund Johann Sperl zu sich nach Aibling gerufen.  Sperl war ihm nicht nur "guter Hausgeist" und Malerkollege, er war ihm auch Ratgeber und letzte Instanz, wenn es um kuenstleriche Urteile ging.  Er hat ihn auch wiederholt davor bewahrt, Bilder in uebertriebener Selbstkritik zu zerstoeren.  In der Aiblinger und Kuttlerlinger Zeit entstanden auch die neun mit Sperl gemeinsam gemalten Bilder, ueber deren Entehungsursache bei "Johann Sperl" einiges nachzulesen ist.   Im November 1900 suchte Leibl in Wuerzburg Heilung eines Herzleidens, das er sich durch massloses koerperliches Training zugezogen hatte.  Er sollte seinen Oberwalchenhof in Kutterling nicht mehr wiedersehen. 

Trotz herzlicher Freundschaften war Leibl ein Einzelgaenger, scheu und grueblerisch veranlagt.  Ueber sich und seine Kunst hat er wenig hinterlassen: Aufzeichnungen und viele Briefe hat er selbst vernichtet.  Das quantitativ geringe Lebenswerk -es sind im ganzen nicht einmal 200 Oel- und Temperabilder, 90 Zeichnungen und 19 Radierungen- mag  auf seine ungewoehnliche Arbeitsweise zurueckgehen: an einem Bild konnte er ueber Jahre hin malen, oft nur einige Quadradzentimeter im Monat.  Vieles ist verschollen oder durch die Kriege zerstoert worden; dafuer mag manche Faelschung heute einen stolzen Besitzer haben.  Ein sicherlich unvollstaendiges aelteres Werkverzeichnis weist 173 Oel- und Temperabilder auf (ueberwiegend sind es Bildnisse), 86 Zeichnungen und 19 Radierungen..  Letztere sind in der Grasslfinger Zeit entstanden.  Der Direktor des Kupferstichkabinets in Boston nannte 1885 Leibl den "bedeutendsten und interessantesten Radierer des modernen Deutschlands".  Max Liebermann, der mit Lob und Anerkennung bekanntlich sehr zurueckhaltend war, sah in ihm im Jahre 1929 "den groessten Malergenius seit der Renaissance".


Source:  Galerie Franz Gailer, Frauenchiemsee


Wilhelm Leibl (1844-1900) "Der Leibl Kreis und die Reine Malerei" von Eberhard Ruhmer, Rosenheimer Verlag, Rosenheim, Oberb.



zu seinen Werken ...


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Brigitte Gastel Lloyd