Biography
of artist
Brynolf Wennerberg (1866-1950) |
Brynolf Wennerberg wurde am 12. August 1866 im schwedischen Djourgorden als Sohn einer wohlhabenden und angesehenen Familie geboren. Der prominente Onkel, Leiter des Nationalmuseums und Minister im Kabinett Karl V., war der Vater der Nationaldichtung und Komponist der schwedischen Nationalhymne. Der Vater (1823-1894) galt als exzellenter Tier- und Genremaler. Die Mutter starb frueh. Bald darauf heiratete der Vater die 15 Jahre juengere Schwester seiner Frau. Der Gutshof war kuenstlerischer und gesellschaftlicher Mittelpunkt. Die elegante Welt mit Kuenstlern, Dichtern, Musikern, Staatsmaennern und schoenen Frauen wurde fuer Brynolf bestimmend fuer seine Laufbahn. Der Wunsch des Sohnes, Maler zu werden, stiess auf Ablehnung. Der Vater entzog ihm Pinsel und Farben und verbot ihm, das vaeterliche Atelier ungebeten zu betreten. So stellte er heimlich aus Ziegelsteinen und Waschpulver seine Farben her. Das erste Bildergeld verdiente er sich mit handgemalten Osterkarten, die er bei einem Kraemer zum Verkauf anbot. 1885 erlaubte ihm der Vater endlich den Besuch der Kunstgewerbeschule in Stockholm. Der Akademiebetrieb und das Zeichnen nach Gipsmodellen behagte ihm jedoch nicht. 1887 wechselte er zu dem erstrangigen Koloristen Peter Severin Kroyer (1851-1909) nach Kopenhagen, der ihn alsbald zum Meisterschueler avancierte. Von ihm erhielt Wennerberg das noetige Ruestzeug. Daneben hinterliess der sechs Jahre aeltere Anders Zorn (1860-1920) mit seinen Gemaelden von Maedchen und badenden Frauen im freien Licht nachhaltigen Eindruck. 1888 ging Wennerberg nach Leipzig, war dann ein paar Jahre in Paris, ein halbes Jahr in England und kehrte ca. 1900 nach Deutschland zurueck, vermutlich nach Fuerstenfeldbruck. Irgendwann ist er dann von dort nach Muenchen gezogen. Im Paris der Jahrhundertwende hat er gewiss viel fuer sein Kolorit, fuer den Charme seiner Bilder und seiner Frauen empfangen. In Muenchen wurde er Mitarbeiter der "Jugend" und der "Meggendorfer Blaetter". Nach 1909 holte ihn der Verleger Albert Langen als Nachfolger des verstorbenen Zeichners Ferdinand von Reznicek (1869-1909) zu der satirischen Zeitschrift "Simplizissimus". Kommentar von Hans Heyn: "Der Schwede war einer jener, die mit Charme und ein bisschen lasziv, in den "Simplizissimus" jenen Pfiff einbrachten, der den "Simpl" als frivol apostrophierte und ihm eine breite Anhaengerschaft sicherte - dem allzu biederen Buerger vielleicht auch etwas zu frivol. " Rezniceks Ehe war nicht gluecklich gewesen. Bald nach seinem Tode erkannte seine Witwe, dass der schwedische Zeichner das kuenstlerische Erbe, den Aufgabenbereich ihres Ferdinand, uebernommen hatte. Sie blieb dem "Simpl" treu und eroberte sich den bereits verheirateten Wennerberg. Anny galt damals als die schoenste Frau von Muenchen. In Wennerbergs erster Ehe mit der Thueringerin Helene Hermann sind ihm drei Toechter, Elly, Astrid und Lotte, geboren worden, dazu eine Vierte, die geliebte Erziehungstochter Elsa. 1912 wurde er deutscher Staatsbuerger. Erneut reiste er, diesmal mit Familie, nach Paris. 1914 bei Kriegsausbruch weilte er gerade in der Schweiz und kam, sein ganzes Hab und Gut zuruecklassend, von dort nach Deutschland zurueck. In Immenstadt fand er ein Ausweichquartier. Kurz darauf bezog er ein Atelier in der Muenchner Schwanthalerstrasse. In den Kriegsjahren schuf er zeit- und gesellschaftskritische Blaetter von Soldaten im Feld und auf Heimaturlaub. Die dazu aufgelegte Kunstpostkartenserie erwirkte eine fuer damals unvorstellbare Popularitaet. 1915 erschien bei Albert Langen das Kriegsbilder-Album "In der Heimat, in der Heimat ... 1915 wurde er endlich sesshaft. Er bezog in Bad Aibling die Villa Mina am Kurpark und mietete sich das ehemalige Leibl-Atelier in der Hofmuehle. Er bemerkte: "gleich neben meinem Atelier ist ein grosser Misthaufen, die Pferde, Kuehe und Kaelber grasen auf der Wiese vor meinem Fenster, die Enten quaken und die Huehner gackern und die Sonne scheint zum Fenster herein." Wennerberg war beileibe kein Boheme. Er malte die vornehme Welt, pries die Schoenheit der Jugend, das Erotische und Unschuldige, hatte seinen Gefallen daran und war doch weit davon entfernt ihr zu verfallen. Und "wer nett aussieht und in meine Naehe kommt, wird erbarmungslos "geschunden" (denn gemalt werden ist kein Vergnuegen und sie lassen sich's alle gern gefallen, so dass ich fuer Modellgeld nicht viel Ausgaben im Jahr habe." Ein Kollege aeusserte einmal voller Hochachtung: "Weisst, eine jede deiner Modelle koennte man auf den Fleck weg heiraten." Mit Soehnen kann man strahlen, aber seine Toechter konnte er malen. Oft standen seine Toechter Modell - sie kreiierten seinen eigenen "Wennerberg-Typ" und machten ihn beruehmt. Der Stellenwert, den die maennlichen Begleiter im Geschehen des Bildes einnehmen, bleibt dem Zuschauer ueberlassen. Meist wirken sie nur wie Beiwerk zu schoenen Frauen. Er wurde so erfolgreich, dass in 1921 im Verlag Eysler & Co. in Berlin das "Wennerberg-Album" ein Bildband mit seinen Modellen (ca. 20 farbigen Reproduktionen) erschien. Und wer ist berufener ueber einen Kuenstler zu schreiben als dieser selbst? Und so erzaehlt Wennerberg als 55-jaehriger im Vorwort zu diesem Buch: "An meine Freunde! Geboren bin ich in Schweden und halte mich fuer sehr gescheit, muss es aber doch nicht gewesen sein, sonst waere ich nicht im Jahre 1912 deutscher Untertan geworden und nach Paris mit Kind und Kegel und zwei vollgepfropften Moebelwagen gezogen, da doch jeder vernueftige Mensch den Krieg hat kommen sehen, wenigstens behaupten sie es jetzt. Aber wer zuletzt lacht, lacht am besten und, wenn ich erst die Entschaedigung bekomme, und die bekomme ich nun sicherlich bald, denn schon (nach erst sieben Jahren) sind von der Ersatzanspruechepruefungskommission Erhebungen angeordnet worden, ob ich auch deutscher Untertan bin, und da kann es nicht mehr weit fehlen und dann wird bloss noch expressionistisch-kubistisch gemalt, jawoll! Nicht mehr so unmodernes Zeug wie bis jetzt. Da nehme ich das Geld und reise dorthin, wo die kubistischen Maedchen sind, denn hier in Aibling und Umgebung sehen sie alle noch aus wie frueher. Gott sei Dank, denn mir gefallen sie ja schon so viel besser ... Wie ich vorhin sagte, bin ich in Schweden geboren, war in Paris ein paar Jahre, habe auch in England ein halbes Jahr gelebt, habe in Daenemark zwei Jahre bei Kroyer malen gelernt und habe somit ein wenig von der Welt gesehen und merkwuerdigerweise mich immer am meisten fuer die Damen interessiert und muss gestehen, dass mir die deutschen Frauen am besten gefallen, vielleicht deswegen, weil sie sich ihrer besten Vorzuege nicht bewusst sind, und ich werde mich hueten, zu erzaehlen, welche das sind, denn dann waere ja der Reiz hin ... Jawoll, verheiratet bin ich auch, sogar zum zweitenmal und dass meine jetzige Frau vorher mit dem verstorbenen Maler von Reznicek vermaehlt war, wird sie vielleicht auch interessieren und, dass ich grosse Toechter habe und dass ich sie alle oefters "geschunden" habe (denn gemalt zu werden ist kein Vergnuegen), so dass sie ihnen nicht unbekannt sein durften ... Sonst lebe ich friedrlich hier in Bad Aibling, bin 1,89 gross, blond... Aber jetzt muss ich wieder malen, jetzt habe ich genug geschriftstellert. Am 1. August gehe ich an den Chiemsee, da wird weder gemalt noch geschrieben, da wird nur gefischt. - Auf Wiedersehen, geliebte Leser. Bad Aibling, den 4. Juli 1921 - Brynolf Wennerberg" Wennerberg beherrschte die zeichnerische Form in einer ganz erstaunlichen Weise, seine Darstellung ist klar, anschaulich, verstaendlich und vornehm. Als die Werbung noch in den Kinderschuhen steckte, konnte der Schwede einen Reklametyp schaffen, der bald sehr begehrt wurde. Auf Konsumartikeln fuer gehobene Ansprueche lockten seine stets laechelnden jungen Damen, schoen, elegant und verfuehrerisch: Toilette, im Bad, auf dem Ball, im Fasching, im Automobil, im Tete-a-Tete. Auftraggeber wie 4711, Stollwerck, Bahlsen und Henkel gaben ihm zeitweise den notwendigen finanziellen Rueckhalt. Beruehmt wurde das "Persil-Maedchen". Neben Thomas Theodor Heine (1867-1948) und Ludwig Hohlwein (1874-1949 war Wennerberg einer der bedeutendsten Plakatkuenstler seiner Zeit. Seine umfangreichen Werke waehrend dieser "Werbung-Zeit" wurden ihm ungerechterweise von manchen seiner Zeitgenossen sehr uebel genommen. Einmal sass er mit dem Maler Sepp Hilz (1906-1967) vor einer Landschaft mit einer bluehenden Wiese und jeder bemuehte sich so gut es ging, zu einem Bild zu kommen. Nach kurzer Zeit seufzte Wennerberg: "O diese Bluemchen, man sollte die Bluemchen mit der Fixativspritze in die Bilder blasen koennen!" Der Leser irrt, wenn er glaubt, dass er aufgrund dieser Aussage kein oder nur ein mittelmaessiger Landschaftsmaler gewesen ist. Im Gegenteil, in seinem Werk finden wir zahllose kleinformatige, atmosphaerische Landschaften, die duftig und zart sind. Desweiteren schuf er auch beachtliche Kinderportraits und Landschaften. Ohne selbst exklaerter Impressonist zu sein, setzte der Maler mit weichen Valeurs impressionistische Stilmittel ein. In diesem Zusammenhang ist erwaehnenswert, dass er stets selbstgeriebene Farben verwendete. Seit 1906 kam Wennerberg jaehrlich an den Chiemsee. Die Fraueninsel war sein Ferienparadies. Tagelang konnt er den Fischen die Angel vor die Nase haengen, wenn ihn nicht doch einmal ein besonderes schoenes Licht verfuehrte, in eine Studie es einzufangen oder es warm um ein huebsches Modell fliessen zu lassen. Sein beliebtester Angelplatz war draussen am grossen Stein. Schon bald war er im Kreis der "Frauenwoerther" Kuenstler aufgenommen und gern gesehener Aussteller auf den alljaehrlichen Kunstausstellungen in der Torhalle. Zu den Malern Josef Wopfner (1843-1927), Hiasl Maier-Erding (1894-1933), Thomas Baumgartner (1892-1962) und Constantin Gerhardinger (1888-1970) bestanden freundschaftliche Beziehungen. 1986 erinnerte eine Gedaechtnisausstellung mit 42 Originaten in der Torhalle auf Frauenchiemsee an den schwedischen Kuenstler, der in Bad Aibling und am Chiemsee offenbar eine zweite Heimat gefunden hatte. Seine Bilder waren nicht haeufig auf Austellungen anzutreffen. Die jaehrlichen Kunst-Ausstellungen der Muenchner Kuenstlergenossenschaft praesentierte ihn regelmaessig. Im Glaspalast findet man ihn erstmals 1930. Ein Jahr spaeter brannte der Glaspalast nieder und mit ihm sein Portrait des Frl. Mady Wirling 1931 und 1932 beschickte er die Ersatz-Ausstellungen im Deutschen Museum. Die Grosse Deutsche Kunstausstellung im Haus der Deutschen Kunst zeigte 1938 und 1942 jeweils ein Bild. Im Maximilianeum wurde er 1942 und 1943 beruecksichtigt. Wennerberg war ein fleissiger Mensch. Bis acht Tage vor seinem Tod ging er jeden Morgen so puenktlich ins Atelier und zum Mittagstisch, dass die Buerger in der Kirchzeile ihre Uhr nach ihm richten konnten. In einem Brief charakterisierte Anny Wennerberg ihren Mann: "Fraueninsel, 25.7.41. Er ist ein froehlicher Mensch mit viel feinem Humor, reichlich gesund und frisch fuer sein Alter. Grosse Freude hatte er in letzter Zeit, dass die Aiblinger so viel Interesse fuer seine Kunst zeigen. Verschiedene kauften Bilder. Hier fischt er leidenschaftlich gern, trinkt nicht mehr viel und das ist alles was ich weiss." Die Liebe der Aiblinger zu seinen Bildern haben Wennerberg im Alter gut getan. Wenn er seinen taeglichen Weg durch die Stadt ging, dann wusst er alsbald hinter dieser Tuer, bald hinter jenem Fenster eines seiner wohlgeratenen Kinder weilen. Sicherlich wird sich noch mancher Mitbuerger an den wuerdevollen Herren mit Mantel, Hut und Regenschirm erinnern. 1933 erwarb die Stadt Bad Aibling das Bild "Atelierecke". Zu seinem 70. Geburtstag zeigte man eine grosse Kollektion seines umfangreichen und weit verstreuten Lebenswerkes. Am 30. Maerz 1950 starb Brynolf Wennerberg im Alter von 84 Jahren. Er liegt neben seiner Frau auf dem Aiblinger Friedhof begraben. |
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