Biography of
August "Gustl" Kratzer
1913-1943
August Kratzer war 1913 in Maxlrain bei Bad Aibling geboren. Er musste
zunaechst einen "richtigen" Beruf erlernen, durfte aber dann probeweise
auf eine private Muenchner Malschule. Mit der Hilfe eines
Stipendiums bestand er als 23
jaehriger die
Aufnahmepruefung in die Akademie der Bildenden Kuenste in Muenchen, wo
er bis 1938 Schueler von Prof. Julius Diez war, der dem talentieren
Schueler im letzten Jahr ein Meisteratelier zur Verfuegung stellte.
Nach Aibling
zurueckkehrend, schuf
Gustl Kratzer verschiedene Freskoarbeiten (auch in Mietraching und
Siegsdorf), von denen heute noch zwei an
ihn erinnern: eines am Hause Meisel in der Bahnhofstrasse, das andere
am Hause Lechner in der Harthauserstrasse. Ein drittes Fresko,
das an
der Stirnwand des ehemaligen Lichtspieltheaters am Marienplatz in
Aibling angebracht war, wurde nach dem Kriege bedauerlicherweise beim
Abbruch des Kinos mit zerstoert. Nur noch ein Foto zeigt die
kraftvolle, aus dem baeuerlichen Leben der dreissiger Jahre entnommene
Arbeit. Unverkennbar ist
hier bei
den Figuren jene kantige Aesthetik angelegt, die zwar schon seit Hodler
den Typus des "neuen Menschen" verkoerperte, die jedoch nun von den
Nationalsozialisten zum aesthetischen Prinzip erhoben wurde.
Waehrend des Krieges machte er
sich als Krieszeichnender einen Namen. Im Oktober 1942 schrieb
Wolfgang Keller einen umfangreichen Bericht ueber Kratzer, der gerade
auf Heimaturlaub weilte. "Wohin die Entwickliung des jungen Malers
einmal gelangt, wer moechte das heute sagen. Jedenfalls, sein
Fleiss ist auf dem rechten Weg und seine Anlagen haben sich
entwickelt. Die Werke des Friedens warten auf ihn, des Friedens,
fuer den er als Soldat kaempfen und den er als Maler auch heute schon
dienen darf." Er
zeichnete selbst noch an der
russischen Front, wo er im Mai 1943 buchstaeblich mit dem Stift in der
Hand erschossen wurde.
Im Jahre 1944 fand eine Gedaechtnisausstellung statt, bei der beste
Proben seines Schaffens ausgestellt wurden, Bilder, welche Zukunft
versprachen. "Das Selbstbildnis" verraet heimatliche Schule, Aiblinger
und Kreuther Tradition ... Mit sicherem Koennen
wird in einem Finnen fremdes Volkstum kraeftig eingefangen" so
urteilten Kritiker. Seit dieser Zeit ist es still um ihn
geworden. Zu still! Kratzer war mit Aibling fest verbunden,
und das Geschaffene deutet an, was er haette fuer Aibling werden
koennen. Eine Begabung, die in Erinnerung gebracht werden muss!
Der kuenstlerische Nachlass ist duenn gesaet, und die wenigen
verkaeuflichen Bilder duerften die letzte Moeglichkeit sein, etwas von
seinen Arbeiten zu erwerben. Ein Bild von ihm befindet sich im
Heimatmuseum Aibling. Nachstehend ein Urteil vom 24.11.1919 ueber
Gustl Kratzer:
"Herrn Gustl Kratzer halte ich fuer einen Maler von vielversprechendem
Talent, welches unbedingt,wo immer moeglich, unterstuetzt werden
sollte. Sein "Torfarbeiter" in der Kunstausstellung Juni 1939 in
Aibling ist fuer mich die Arbeit eines ernst erstrebenden jungen
Kuenstlers, welche dem erfahrenen Kuenstler viel zu sagen hat.
Die Grundlage zu aller Kunst, das Zeichnen, hat er in einer Serie
eminenter Blaetter vor Augen gefuehrt. -Prof. Hermann
Urban-
source: "Kunst und Kuenstler in Bad Aibling" von
Christine und Klaus Joerg Schoenmetzler sowie Galerie Franz Gailer,
Frauenchiemsee
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